Denkmalinstandsetzung: Mauern aus ungebrannten Lehmsteinen und Bruchsteinen

Besondere Handwerkskunst ist beim Umbau des „Schlössle“ am Werk. In enger Absprache und Zusammenarbeit zwischen den GAUER-Rohbauspezialisten und den Zimmermännern unter Planung und Bauleitung des Architekturbüros wurde ein bestehender Kamin neu aufgemauert und alte Fachwerkwände innen sowie außen mit ungebrannten Leichtlehmsteinen ausgemauert. Auch Sandsteine und andere Materialien der Rückbaumaßnahme konnten bei den Mauerarbeiten im Innenbereich Wiederverwendung finden.

 

Projektdetails

Bauort: Hohenlohekreis

Besonderheiten: Denkmalinstandsetzung u. a. mit ungebrannten Lehmsteinen

Kategorie: Sanierung und Instandsetzung

Architektur: SCHÄFER.PARTNER PartG Architektur.Städtebau.Denkmalpflege, Im Haal 2, 74523 Schwäbisch Hall

Bauleitung Rohbau: Lucas von GAUER

 

Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung

Das Sanierungsobjekt ist ein ehemaliges kleines Schlossgebäude aus mehreren Entstehungsepochen. Der älteste Bereich stammt aus dem 12./13. Jahrhundert.

Das Gebäude ist in einem teilausgebauten Zustand mit mehreren Hilfstragwerken und zeigt deutliche Verformungen aufgrund älterer Beschädigungen.

Als ehemaliges Nebengebäude eines heute nicht mehr existenten, mittelalterlichen Wohnturms ist der Komplex innen wie außen mehrfach überformt. Es ist davon auszugehen, dass unter den heutigen Putzen und Farbschichten historische Putze und Farbmalereien überliefert sind, bei denen grundsätzlich ein Erhaltungsgebot gilt.

Zum Schutz der besonders wertvollen bautechnischen und handwerksgeschichtlichen Aussage des Baubestands, untersteht das Gebäude dem Landesdenkmalschutzgesetz. Stets mit Bedacht ist vorzugehen, um diese wertvolle Bausubstanz nicht mehr als erforderlich zu schädigen. Deshalb können nicht immer alle ansonsten üblichen Verfahrensweisen, Normen und übliche Vorgehen so vorgenommen werden, wie man dies von anderen Baustellen gewohnt ist.

 

Wurde mit Lehm schon vor Jahrhunderten gemäß heutigem GEG gebaut?

Der Werkstoff Lehm ist bei den heutigen Bauweisen (vor allem im Süden) eher selten vertreten. Grund für die Wahl der Leichtlehmsteine und des Lehmputzmörtels ist, den Baustil des alten Gebäudes zu wahren um eine homogene Schicht der Außenwand zu erhalten. Aus bauphysikalischer Sicht spielt die hohe Sorptionsfähigkeit der Lehmsteine, also die Eigenschaft, Feuchtigkeit aufzunehmen, zu speichern und wieder abzugeben, eine wichtige Rolle. Dadurch kann eine verbesserte Regulation des Feuchtehaushalts innerhalb des Gebäudes stattfinden.

Durch den UWert (Wärmedurchgangskoeffizient) der Lehmsteine kann außerdem die Außenhülle des Gebäudes den Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) gerecht werden. Im Grunde genommen ist Lehm ein einfach zu verarbeitendes Material.

 

Profis am Mauerwerk

Die Schwierigkeit bei diesem Projekt lag vor allem darin, bestehende Kanten aufzunehmen und wiederherzustellen, um für den späteren Ausbau eine gute Grundlage zu schaffen. Die Trocknungszeit des Lehmputzmörtels ist abhängig von der Witterung und zieht sich über mehrere Tage. Die Lehmsteine und der Mörtel dürfen weder bei der Lagerung noch bei und nach der Verarbeitung der Nässe ausgesetzt sein, daher mussten die ausgemauerten Bereiche an der Außenwand bei schlechtem Wetter und nach Arbeitsende mit Folie abgehängt werden.

 

Dem handwerklichen Geschick der Maurer wurde hier einiges abverlangt

Neben dem Materialtransport von Hand in das Gebäude war auch das zufällige Zerschlagen und Einsetzen von Bruchstücken des Sandsteines nichts, was auf dem Bau heutzutage noch üblich ist.

Auch wenn solche von der Norm abweichende Arbeiten vom Zeitaufwand schlecht einzuschätzen sind, konnten die Mauerarbeiten wie geplant im zeitlichen Rahmen fertiggestellt werden, um die Weiterarbeit der Nachfolgegewerke nicht auszubremsen.

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